Weihnachten und Neujahr in Australien

Eine kurze Erklärung

Da mein Leben in Melbourne nicht so spannend war, dass ich jetzt wirklich zu jeder Woche einen Eintrag schreiben möchte, kommen jetzt erstmal etwas größere Sprünge. Der heutige Beitrag befasst sich mit einem Thema, das sicherlich viele Leute brennend interessiert: Wie feiert man eigentlich Weihnachten am anderen Ende der Welt?

Eigentlich feiern die Australier*innen mehr oder weniger so wie in Europa: Am 25. Dezember (immerhin ist Australien ein Kind Grobritanniens) gibt es Geschenke. Auch Weihnachtsmann und Tannenbaum kennt man hier, nur ist es eben sehr warm. So, das war’s dann mit dem Eintrag. Wir lesen uns nächste Woche oder so.

Okay, das klingt jetzt sehr langweilig, aber ich habe auch all die coolen Sachen ausgelassen. Zu denen kommen wir jetzt.

Früh übt sich

Martha und ich sind ja Anfang November ins unsere kleine Wohnung in der Nähe von Melbournes CBD gezogen. Als wir dann das erste Mal bei Kmart waren, um noch ein paar Küchenutensilien und anderen Kram zu besorgen, war natürlich auch hier schon Weihnachtsdeko im Angebot. Dass wir uns einen kleinen Weihnachtsbaum mit passenden Kugeln besorgten, habe ich ja schon beim letzten Mal erzählt, doch das war nicht alles.

Unsere kleine Weihnachtsecke!

Ihr müsst wissen, ich mag Weihnachtspullis. Ja, ich kann sie nur etwa anderthalb Monate im Jahr tragen, aber sie sehen lustig aus. Nur leider hatte ich keinen meiner zwei tollen Pullis (die Sammlung ist noch im Aufbau) mit nach Australien genommen, denn zum einen nimmt so ein großer Pulli doch ganz schön viel Platz weg und zum anderen wollte ich nicht bei 35°C und mehr in meinem pinken Plüschlamapulli schwitzen. Die Australier schienen mich da zum Glück aber zu verstehen, denn bei Kmart gab es auch reichlich Weihnachtsmode. Diese bestand nicht nur aus zu den Temperaturen passenden T-Shirts und Shorts, sondern war vor allem eins: typisch australisch.

Australische Weihnachtsmode

Zwar kaufte ich mir nicht sofort eins dieser Fashion-Meisterwerke, aber spätestens Mitte Dezember hatte ich dann ein neues Stück für meine Sammlung: ein dunkelblaues Shirt mit einem Weihnachtsbaum, der von der australischen Tierwelt geschmückt wurde. (s. Bild unten rechts)

Strand und Plätzchen

Wie ich schon angemerkt habe, ist der Hauptunterschied zum deutschen Weihnachten hier die Temperatur. Während meine Freund*innen sich über die Minusgrade zuhause beschwerten, versuchte ich in der Restaurantküche bei 35°C und mehr nicht in Flammen aufzugehen. Das ist gar nicht so leicht, wenn man komplett schwarz tragen muss. Ich weiß nicht warum, aber (fast) jedes Mal wenn es besonders warm und sonnig werden sollte, teilte mich das Restaurantmanagement an diesem Tag für eine Schicht ein.

Wenn weder Martha noch ich mal an so einem schönen Tag arbeiteten, nutzten wir die Zeit auch gerne, um an einen der Strände von Melbourne zu fahren. Am ersten Advent waren wir zum Beispiel nach einem kleinen Adventsfrühstück mitsamt Mini-Kranz, den Marthas Eltern uns im Rahmen eines Adventskalenders geschickt hatten, am Brighton Beach. Das ist der Strand mit all den bunten Häuschen, den ich auch in diesem Beitrag erwähnt habe. Doch nicht nur das. Die Gemeinschaftsküche in unserem Haus hatte auch einen Ofen; ein Luxus, den man in Hostels nur selten findet. Natürlich nutzten wir diese Chance und backten am Vorabend ein paar bunte Plätzchen. Einige davon landeten direkt an dem Abend noch in unseren Bäuchen, als ich Martha dazu gezwungen gebracht hatte, den ersten Hobbit-Film mit mir zu schauen. Der Rest war jetzt aber für den Strand.

Zugegeben, die Kombination aus Hitze und Mürbeplätzchen war ungewohnt, tat meiner Freude aber keinen Abbruch. Die Folgen des Sonnenscheines aber leider schon. Obwohl es wirklich heiß an jenem Sonntag war, verbrachte ich den Großteil meiner Zeit tatsächlich nicht im Wasser. Mir war es zu kalt. So, meine Eltern werden jetzt gerade beim Lesen des vorherigen Satzes vor Schock die mobilen Endgeräte aus dem Fenster geschmissen haben, aber es ist die Wahrheit. Ich saß also schön am Strand und genoss die Sonne, doch trotz der guten australischen Sonnencreme hatte ich am Abend einen leichten Sonnenbrand an den Schultern. Er tat nicht sonderlich weh, es sei denn ich trug zum Beispiel meinen Rucksack. Nun ja, im Restaurant musste ich öfter mal große Tabletts auf meiner Schulter tragen… Das war nicht so schön.

Die Ausstecher kamen von Marthas Eltern. Dankeschön!

Melbourne im Weihnachtsfieber

Nicht nur am Strand kann man in Melbourne das australische Weihnachtsfeeling genießen; auch ums CBD rum gibt es einige schöne Attraktionen. Ich weiß gar nicht mehr, wie genau wir davon erfahren haben, aber vermutlich war es eine Kombination aus Martha, TikTok und Google. Jedenfalls hatten wir irgendwann eine ganze Liste mit verschiedenen Weihnachtsaktivitäten in der Stadt inklusive Zeitraum und Kosten. Dazu gehörten simple Dinge wie Weihnachtsbeleuchtung bei Flinders Street Station (einem der wichtigsten Bahnhöfe hier) und ein Weihnachtsspielplatz am Yarra, aber auch eine kostenlose Rollschuhbahn!

Besagte Rollschuhbahn lag sogar nur zehn Minuten Fußweg von unserer Wohnung entfernt, also machten Martha und ich uns eines Nachmittages auf den Weg dorthin. Bereits auf der anderen Straßenseite wurden wir von einer Litfaßsäule mit einem Plakat a là „Visit the Christmas Roller Rink!“ begrüßt. Da wir unter der Woche da waren und auch ein paar Wolken gerade die Sonne verdeckten, waren nicht viele Menschen da. Für je fünf Dollar liehen wir uns ein paar Rollschuhe und rollten unbeholfen Richtung Bahn. Am Anfang sahen wir wirklich unbeholfen aus; es war einfach zu lange her, dass ich Rollen unter meinen Füßen hatte und ich war auch länger nicht mehr Eislaufen gewesen. Ich bin trotzdem nicht ein einziges Mal hingefallen. (Dafür bin ich komisch taumelnd gegen meinen Willen gegen die Absperrung gerollt, aber das ist nicht das Gleiche!) Zwischendurch kam auch die Sonne hervor und Partymusik dudelte im Hintergrund vor sich hin. Damit alles ein bisschen weihnachtlicher wirkte, gab es außerdem einen hässlichen Riesentannenbaum.

Die Schuhe waren auf jeden Fall stylisch!

Bei meiner nächsten Schicht im Restaurant erzählte ich auch meinen Kolleg*innen von dem Rollschuherlebnis und wurde von unserem Chefkoch Diego gefragt, ob ich mit meiner Schwester da gewesen wäre. Es dauerte einen Augenblick, bis ich realisierte, dass er Martha meinte.

Weil uns das Skaten so viel Spaß gemacht hatte, wollten wir eigentlich auch noch einmal direkt an Heilig Abend zur Rollschuhbahn gehen; sie sollte an diesem Tag nämlich noch bis zum Abend aufhaben. Als wir mittags am 24. dort ankamen, mussten wir leider feststellen, dass dem nicht so war: Die Bahn befand sich bereits im Abbau. Da wir unser Weihnachtsfest aber nicht so in Erinnerung behalten wollten, machten wir uns stattdessen auf dem Weg zum Christmas Playground am Yarra, der natürlich ziemlich überlaufen war.

Das Hauptevent

Jetzt sind wir also am großen Tag angekommen. Ja, gut. Eigentlich wäre der 25. Dezember hier natürlich das Hauptevent, aber Martha und ich wollten trotzdem am 24. ein kleines Weihnachtsfest veranstalten. Auch wenn unsere Pläne für den Mittag nicht ganz gelungen waren, war unsere Laune nicht allzu sehr getrübt. Immerhin erwartete uns zuhause das Beste am ganzen Leben: Essen! In Australien wird tradtionell gegrillt; immerhin sind die Temperaturen und das Wetter hier ideal dafür. In Verbindung mit den malerischen Sandstränden kann man sogar fast von einem weißen Weihnachten sprechen. Nun, wir hatten weder einen Grill noch einen Strand im Haus, also war unser Hauptgericht – eine Reispfanne, Salat und Schafskäse-Brötchen – nicht sehr weihnachtlich. Unser Nachtisch entsprach dann allerdings wieder den Standards: Es gab zum einen klassischen Christmas Pudding mit Vanillesoße (ich bin immer noch dezent enttäuscht, dass keiner meiner Freunde ihn auf dem Bild erkannt hat. Was habt ihr in Englisch gelernt?) und eine australische (oder vielleicht auch neuseeländische) Pavlova, eine Baiser-Torte mit ordentlich Schlagsahne und Früchten.

Von unserem Dessert konnten wir auf jeden Fall nicht nur einen Tag essen.

Bevor es aber ans Essen ging, standen noch ein paar andere Dinge auf dem Plan. Martha machte klassische Weihnachtsmusik an und holte die Pakete, die unsere Eltern und Freunde uns gesendet hatten, aus dem Schrank hervor. Von meinen Freunden gab es ein paar kleine Taschenspiele, Schokolade und ein Notizbuch; von meinen Eltern Socken mit coolem Faultiermotiv und eine Handytasche, um das Handy beim Laden an die Wand zu hängen. Das musste meine Mutter mir allerdings beim obligatorischen Weihnachtsanruf erstmal erklären…

Feiertage sind Geld

Die letzte Woche des Jahres verbrachte ich dann hauptsächlich im Restaurant. Zwar hatte ich für den 25. selbst keine Schicht abgegriffen, dafür aber am 26. und 27. Dezember, die beide als Feiertage zählten, und noch ein paar normale Schichten. Marthas Plan fiel leider nicht so glücklich aus… Um fair zu sein, meine Schichten fielen durch den zum Teil sehr geringen Andrang kürzer aus als geplant, so dass ich auch einmal nach Hause geschickt wurde. Immerhin musste man mir an den Feiertagen 50$ pro Stunde zahlen. Allerdings wurde ich von einer Managerin gefragt, ob ich an Silvester von 18 bis 3 Uhr morgens nicht vielleicht in einem anderen Lokal in St. Kilda aushelfen wollte. Da konnte ich nicht Nein sagen. Ja, Feuerwerk ist schön und gut, aber mir ist es zu laut und ich mag Geld.

Am 31. stand ich also kurz vor sechs vor besagtem Lokal, wo sich bereits eine riesige Menschentraube befand; offensichtlich gab es hier eine große Veranstaltung. Als ich den Security-Leuten mein Anliegen erklärte, wurde ich von einem Manager schnell reingebeten und kurz eingearbeitet. Ich würde nicht wie üblich als Food Runner fungieren, sondern als Bussie. Das hieß für mich hauptsächlich um die Bar herumlaufen, Toiletten kontrollieren und leere Gläser einsammeln. Bevor es losging, wurde aber noch ein Gruppenbild von allen Mitarbeitern des Lokals gemacht, auch von mir.

Der Abend in der Bar war natürlich ziemlich laut, aber wenn es mir zu stickig wurde, ging ich einfach in den Außenbereich und atmete dort kurz durch. Ein Food Runner ließ mich außerdem einen kleinen Mince Pie von ihrem Tablet mopsen, denn den würde niemand vermissen. Auch als das Feuerwerk losging, war ich „zufällig“ draußen. Von meinem Standpunkt aus konnte ich zwar nicht viel sehen, aber allgemein war das Feuerwerk nicht sehr groß. In Australien kann nämlich nicht jede*r einfach so Feuerwerkskörper kaufen und anzünden. Angesichts der hohen Buschbrandgefahr wäre das viel zu gefährlich. Stattdessen gibt es nur kleine Feuerwerke, die von den Orten selbst organisiert werden. Immerhin wird so auch nur um Mitternacht geböllert und nicht auch noch 48 Stunden davor oder danach.

Nach dem doch recht kurzen Feuerwerk beruhigte sich die Situation im Lokal sehr schnell, so dass ich schon um halb eins nach Hause geschickt wurde, aber das machte mir nichts aus. Ich hatte jetzt schon genug laute Musik für ganz 2023 gehört. Auf dem Rückweg in der überfüllten Straßenbahn fiel mir auf, dass ich versehentlich eines der guten Geschirrtücher mitgenommen hatte, das den ganzen Abend in meiner Hose gesteckt hatte. (Das machen viele Bussies und Bartender so.) Zuhause traf ich dann auch direkt wieder auf Martha, die ebenfalls schon zurück war. Sie hatte sich das Feuerwerk ebenfalls angeguckt, war aber nicht so begeistert gewesen, von unserem neuen Premium-Handtuch allerdings schon.

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis Martha und ich dann auch einschliefen, denn wir redeten lange miteinander und damit startete dann 2023 für uns. Was dieses Jahr alles für Abenteuer und Missgeschicke für uns bereit hielt, erfahrt ihr dann in den nächsten Wochen und Monaten.

Eine Antwort zu „Weihnachten und Neujahr in Australien”.

  1. […] es erstmal zum Brighton Beach. Eventuell kommt euch der Name bekannt vor, denn Martha und ich waren dort schon einmal. Nichtsdestotrotz liefen wir trotzdem noch einmal zu den bunten Hütten. Genug Bilder […]

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