Von Tellern, Wein und Pinguinen

Ich bin zurück

Eventuell ist es über ein halbes Jahr her, dass ich hier etwas hochgeladen habe… Das liegt einfach daran, dass ab Mai irgendwie alles wieder viel chaotischer wurde und mein kleiner Blog, der von nur wenigen Leuten gelesen wird, fand einfach keinen Platz in meinen rasenden Gedanken.

Seit Ende August bin ich auch wieder in Deutschland, aber mir fehlte einfach die Lust am Schreiben. Meine Familie und Freund*innen habe ich natürlich innerhalb der ersten Wochen so gut wie alles erzählt.

Warum mach ich jetzt also doch weiter? Weil’s geht. Dieser Blog soll so etwas wie eine Erinnerungsstütze sein. Ja, ich schreibe auch, damit andere Menschen, die diesen Blog vielleicht durch Zufall finden, vielleicht etwas mehr über Australien lernen können, aber in erster Linie geht und ging es immer um mich. Also, let’s go!

Recap

Okay, wo waren wir noch gleich? Ach ja! Martha und ich lebten also immer noch in Melbourne und hatten gerade Silvester gefeiert, einige Stunden früher als der Rest unserer Familien. Für uns bedeutete das nicht nur, dass ein neues Jahr voller Abenteuer begonnen hatte, sondern auch, dass unsere Zeit in Melbourne langsam zu Ende ging. Noch bis zum 6. Februar lief unser Mietvertrag; ab dem 5. hatten wir einen Sedan gemietet. Jetzt hieß es also für uns noch einmal ranklotzen, so viel Geld wie möglich verdienen und die letzten Besorgungen tätigen. Dazu gehörten auf jeden Fall noch Kochutensilien wie ein Campingkocher und Geschirr. Wir hatten schon insgeheim sogar Pläne geschmiedet, ein bisschen Besteck aus dem Botany mitzunehmen. (Wir hatten wirklich ein paar Gabeln und Messer zu viel. Ein paar weniger wären nicht aufgefallen.) Ausnahmsweise war uns das Glück hold: an einem Abend, wo Martha und ich arbeiteten, gab es nicht nur Orangensaft, der einen Tag zuvor abgelaufen und daher nicht mehr verkauft werden durfte, sondern auch neues Geschirr, was wohl irgendwie nicht gebraucht wurde. Am Ende des Abends schepperte mein ganzer Rucksack von den vielen Tellern darin…

Martha und ich knien hinter unserem Campingtisch und strahlen in die Kamera. Wir halten jeder zwei kleine Flaschen Orangensaft. Auf dem Tisch stehen weitere Flaschen und einige Teller.
Ich hab mich noch nie so über Geschirr gefreut!

Den Campingkocher, Luftmatratzen, einen kurzen Neoprenanzug und Besteck besorgten wir uns dann doch über den handelsüblichen Weg bei einem Decathlon im außerhalb gelegenen Stadtteil Box Hill (der ist übrigens recht hübsch) und Big W und Kmart im CBD.

Die Schichten im Restaurant wurden, sehr zu unserem Leidwesen, wieder weniger, aber immerhin gab uns das die Zeit, um noch ein paar kleine Melbourne-Abenteuer zu erleben. Außerdem erhielt ich einen Gutschein über 1.000 AUD für sämtliche Restaurants, Bars und Pubs unserer Restaurantgruppe, da ich als Teil des Pub Casting Calls dem Team beigetreten war und nun schon drei Monate mit dabei war. Dieser Gutschein wird uns noch in einigen anderen Beiträgen begegnen.

Pinguine in Australien?

Das erste Abenteuer hatten wir bereits einige Wochen zuvor geplant und gebucht: ein Besuch der „Penguin Parade“. Ja, in Australien gibt es Pinguine. Immerhin liegt es näher am Südpol als Europa. Die hier beheimatete Art ist allerdings sehr viel kleiner als die Pinguine, die euch vermutlich gerade im Kopf herumschwirren. Mit nur etwa 30cm Körperhöhe ist der Zwergpinguin oder einfach nur „Little Penguin“ die kleinste Art der Pinguine und kann an vielen südlichen Küstenabschnitten Australiens und Neuseelands gefunden werden.

Am 9. Januar ging es für uns schon früh los. (Früh ist hier relativ. Wir mussten nie vor 11:45 Uhr bei der Arbeit sein und schliefen deshalb immer sehr lange.) Auf dem Plan stand nämlich nicht nur die Penguin Parade auf Phillip Island – die fand nämlich erst nach Sonnenuntergang statt – sondern auch noch allerlei andere Aktivitäten. Nachdem wir unseren Tourbus gefunden und alle Teilnehmer*innen eingesammelt hatten, ging es erstmal zum Brighton Beach. Eventuell kommt euch der Name bekannt vor, denn Martha und ich waren dort schon einmal. Nichtsdestotrotz liefen wir trotzdem noch einmal zu den bunten Hütten. Genug Bilder kann man schließlich nie haben.

Danach ging es weiter zum Moonlit Sanctuary Wildlife Conservation Park. Auf 25 Hektar leben dort diverse australische Tiere, wobei das Ganze eher einem Zoo ohne richtige Gehege (zumindest bei den meisten Tieren. Dingos dürfen nicht frei umherlaufen) ähnelt. Der Eintritt war bereits in unserer Tour enthalten, also besorgten Martha und ich uns noch etwas Tierfutter, um die Tiere wirklich von ganz nah betrachten zu können. Wir sahen ein paar Dingos, Wombats und auch eine große Würgeschlange. Das Beste waren wohl aber die freilaufenden Kängurus und Wallabies.

Ein braunes Wallaby frisst direkt aus Marthas Hand.
Guckt mal, wie niedlich es ist!

Nach einem Snack im Café des Wildlife Parks ging es dann weiter Richtung Phillip Island. Zuerst besichtigten wir den Strand am Cape Woolami, wo man im Winter auch Wale beobachten kann. Tja, nur leider war es Sommer, aber das tat der Schönheit keinen Abbruch. Ich wurde nur leider von den Wellen erwischt und hatte dann nasse Schuhe. Dank der warmen Temperaturen trockneten diese aber relativ schnell.

Und weiter zum nächsten Punkt auf unserer Liste: die Nobbies, eine Felsformation vor der Küste der Insel. Mittlerweile war es doch sehr wolkig und windig geworden, so dass Martha ihre Entscheidung eine kurze Hose zu tragen bereute. Deshalb besorgten wir uns auch in Cowes, einer Gemeinde auf Phillip Island später neben ein paar Snacks auch eine Strumpfhose für Martha.

Ein Papierticket, auf dem Folgendes steht "Phillip Island Nature Parks Australia. Penguin Parade. General Viewing Adult. Monday, January 9, 2023 @ 8:00pm"
Darunter ist ein Strichcode
So sah das Ticket aus.

Dann war es soweit: die Sonne näherte sich dem Horizont und wir stiegen wieder in den Tourbus, um zur Parade zu fahren. Neben unserer Tour waren natürlich noch viel mehr Leute da, so dass es am Strand, wo wir auf die Pinguine warteten, doch sehr voll wurde. Martha und ich saßen ganz vorne im Sand und sahen wie auch die letzten Sonnenstrahlen im Meer verschwanden. Währenddessen erklärten einige Angestellte uns das Ganze. Die Zwergpinguine hatten hier ihre Kolonie und kamen nach einigen Tagen auf dem Meer wieder zurück an Land. Am Tag zuvor hatte man die bisher höchste Zahl an rückkehrenden Pinguinen gezählt und hoffte, dass es heute wieder so viele wären. Außerdem durften keine Fotos mit Blitzlicht geschossen werden, da die Tiere sehr lichtempfindlich sind. Dafür gibt es auf der Website der Phillip Island Nature Parks ein paar HD-Fotos der Pinguine, viel besser als alles, was ich mit meinem Handy in der Dunkelheit aufnehmen könnte. Leider hielt sich nicht jede*r daran und so wurde ein Mädel tatsächlich des Strandes verwiesen, nachdem sie bereits mehrmals aufgefordert worden war, ihr Blitzlicht auszuschalten.

Dann kamen die Pinguine. Sie waren in der Dunkelheit schwer zu erkennen, doch wenn ich die Augen zusammenkniff, konnte ich sie in kleinen Gruppen über den Strand rennen sehen.

Da sind sie!

Nachdem wir bereits einige Pinguine gesehen hatten, erhoben sich die ersten Menschen von ihren Plätzen. Martha und ich warteten noch kurz, denn wir hatten eine bestimmte Zeit, zu der wir zurück am Bus sein sollten. Auf dem Rückweg hörten wir die Pinguine laut schnattern, konnten sie aber nicht mehr entdecken, denn sie versteckten sich in ihren Höhlen.

Wir nahmen unsere Plätze im Bus ein und schlossen bereits unsere Augen, damit die zwei Stunden zurück nach Melbourne schneller vergingen, doch… der Bus sprang nicht an. Unser Guide Graeme versuchte es mehrmals, aber nichts passierte. Die Batterie war wohl leer und der nächste Mechaniker würde erst in anderthalb Stunden da sein. Es blieb uns also nichts anderes übrig als zu warten. Erst versuchte ich es mit schlafen, dann spielte ich auf meinem Handy rum und dann wanderte ich vor lauter Verzweiflung um den Bus herum, wo gerade auch zwei von vier Kindern auf der Tour spielten. Als sie mich sahen, fragten sie gleich, ob ich auch mitspielen wollte. Klar, wieso auch nicht? Ich musste mich ja auch irgendwie beschäftigen.

Ich spielte also gut eine Stunde lang mit den Kindern fangen oder ließ mir von ihnen „Kung-Fu“ beibringen. Die Eltern sagten mir mehrmals, ich solle einfach gehen, wenn ich keine Lust mehr hatte, aber der Zeitpunkt kam nicht. Selbst als der Mechaniker eintraf, spielte ich noch mit den Kindern. Kurze Zeit später lief der Bus auch wieder und sowohl die Eltern als auch Graeme bedankten sich bei mir. Ich meinte nur, dass das keine Ursache sei und ließ mich dann in meinen Sitz fallen. Mittlerweile war es nach Mitternacht und ich wollte einfach nur noch schlafen. Zum Glück hatte nicht die Schicht einer Kollegin angenommen, denn sonst hätte ich am nächsten Tag um 12 wieder im Restaurant sein und bis 22/23 Uhr arbeiten müssen. Immerhin fuhr der Tourguide Martha und mich sogar fast bis zur Haustür, so dass wir um 2 Uhr morgens nicht noch durch Melbourne spazieren mussten. (Vermutlich hat er uns einfach vergessen und sich etwas erschrocken, als wir noch im Bus saßen, aber das ist mir jetzt einfach egal.)

Nächster Stopp: Yarra Valley

In der folgenden Woche war ich einen Tag ohne Martha unterwegs, denn ich hatte eine weitere Tour gebucht: eine Weinverkostung quer durch das an Melbourne angrenzende Yarra Valley. Auch wenn es neben dem Wein noch andere Aktivitäten auf der Tour gab, wollte Martha nicht mitkommen und das verstehe ich auch.

Die Tour lief über den gleichen Anbieter wie die Pinguin-Tour und so wusste ich bereits, wo ich abgeholt werden würde. Um kurz vor neun stand ich also da und wurde als erster Gast eingesammelt. Ich machte mir schon ein wenig Sorgen, dass ich den Tag mit Leuten, die doppelt so alt waren wie ich, verbringen würde (wobei auch das, sicherlich lustig geworden wäre), stellte aber schnell fast, dass die anderen Teilnehmenden ebenfalls in meinem Alter waren. Auch unser Guide Cloe war noch jung.

Unser erster Stopp war kein Weingut, sondern ein kleiner Farmladen mit Bio-Produkten. Wir durften ein paar Marmeladen und Süßigkeiten probieren, was dazu führte, dass ich mir teures Nougat kaufte. Das sollte nicht meine letzte Investition an diesem Tag sein und das war mir auch bewusst.

Fünf Weinflaschen stehen auf einem Tresen. Sie alle tragen den Schriftzug "Balgownie" auf ihrem Etikett. Es sind drei Rotweine, ein Chardonnay und ein Rosé.
Die Weinoptionen des Balgownie Estate

Danach ging es zum ersten Weingut, wo wir fünf verschiedene Weine probieren konnten. Auch hier hatten wir die Option unsere Favoriten zu kaufen, doch Alkohol ist in Australien deutlich teurer als in Deutschland und nur für mich allein würde sich eine Flasche nicht lohnen.

Danach folgt eine Käseverkostung in einem kleinen Käseladen, der nur für uns an diesem Tag öffnete. Die Besitzerin hatte außerdem einen süßen Hund, der mich ein bisschen an unseren verstorbenen Familienhund Moina erinnerte.

Mittlerweile war es fast Mittag und auf dieser Tour war im Gegensatz zu den Pinguinen auch eine Mahlzeit inkludiert, so dass wir etwas länger auf dem zweiten Weingut blieben und dort auch Mittagessen serviert bekamen, natürlich auch mit einem Glas Wein dazu.

Mehrere große Metallbehälter, in denen Wein verarbeitet und gelagert wird
Hier wird Wein verarbeitet.

Zwei weitere Weingüter folgten, wo wir auch über den Anbau des Weins und die Geschichte der Güter unterrichtet wurden. Zum frühen Nachmittag hin folgte dann mein persönliches Highlight des Trips: ein Besuch in einer Schokoladenmanufaktur!

Natürlich durften wir auch in der Yarra Valley Chocolaterie einige Produkte kosten und mein Geldbeutel leerte sich weiter. Neben klassischer heller und dunkler Schokolade gab es dort auch rote Schokolade, Schoko-Kängurus, Brotaufstriche und eine Eisdiele.

Zwei Packungen Schokolade. Die obere ist reich illustriert und trägt den Schriftzug "Chilli Dark Chocolate"
Die untere Packung ist etwas größer und in einem einfachen Violetton gehalten. Sie gehört zur Sorte "tantalising toasted coconut slice. dark lovers"
Ich entschied mich am Ende für dunkle Schokolade mit Kokosnuss und eine Tafel Chili-Schokolade

Eine Stunde später wurde ich dann wieder bei meinem Startpunkt abgesetzt. Natürlich nieselte es mal wieder, aber mein Weg sollte nicht allzu lange dauern. Auf halber Strecke traf ich außerdem Martha, die gerade von der Arbeit war. Sie erzählte mir, dass wir nun Monitore im Restaurant hatten, auf denen wir die Bestellungen abhaken konnten, statt nur einen Zettel aufzuspießen. Außerdem war sie der einzige Foodrunner gewesen. Na hoffentlich würde mir das nicht auch passieren. (Es passierte in der folgenden Woche.)

Uns blieben nun noch etwa drei Wochen bis wir unseren Roadtrip starten sollten. Wie diese letzten Wochen aussahen folgt demnächst.

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